Anthroposophische Pflege in der Praxis
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Haus Morgenstern, Stuttgart
Gänsheidestraße 100, Stuttgart; 0711 / 16403
Architekten Bockemühl + Partner, Ostfildern
Träger Sozialwerk der Christengemeinschaft
Baujahr 1974-76
Hospitation am 10.11.96 im DG
Lage
Randlage an Wohngebiet mit größeren Ein- und Mehrfamilienhäusern, Nähe Waldgebiet Geroksruhe, stark befahrene Straße mit Straßenbahn (5 min Hbf) im Blickfeld (durch begrünte Mauer abgeschirmt), schöne Aussicht über Stuttgart nach allen Seiten.
Garten mit direktem Zugang auch vom benachbarten Kindergarten. "Zwergenhäuser" im Garten für die Kinder, häufige gegenseitige Besuche (wird unterstützt)
Betrieb
108 Bewohner, 66 Zimmer, 2 Stockwerke mit je 13+14, DG mit 12 Zimmern, Zweierbelegung nach Bedarf (ca. 35%), meist bei schwer Pflegebedürftigen. Gruppenpflege mit frei nach Pflegeaufwand und "geistiger Verwandschaft" zusammengestellter Gruppe aus 4-5 Personen pro Pflegekraft. Hoher Anteil an Teilzeitkräften und Nichtausgebildeten(ca.70%) Geteilter Dienst: Anwesenheit 7.00 - 13.00 Uhr 3-4 Pflegekräfte auf ca. 16 Bewohner, - 15.30 1 Pflegekraft, -19.30 wieder 3-4 Pflegekräfte, 1 Nachtwache;
Personalschlüssel DG ca. 2,1. Bereitschaft ständig über Funkruf und Handy erreichbar, Stationen helfen sich auch gegenseitig aus, DG derzeit ohne eigene Stationsleitung (!)
Knappe Personalsituation, aber bei Einstellung geht die persönliche Eignung vor.
Eintrittsalter der Bewohner i.M. 85 Jahre, Verweildauer ca. 10 Jahre. 60% aus der Christengemeinschaft, 40% aus der Heimumgebung (Sozialkontakte), Aufnahmegespräche werden geführt, auch um Engagement der Angehörigen zu sichern.
Hoher Anteil von Selbstzahlern (80%), wenige Sozialfälle (aber kein Aufnahmegrund!) Preise z.Zt.: EZ 4.800,-; DZ 4.000,-/Monat
Zimmer
gruppieren sich um 2 Innenhöfe, 16 m2 Zimmer, Grundausstattung: meist Pflegebett (alte Krankenhausbetten und selbstgezahlte(!) neuere), Schrank im Vorraum, Rolltischchen, eigene Möbel und Teppiche möglich, auch Tiere (meist im Flur), Grundriß gut nutzbar, Bereichsbildung im 2-Bett-Zimmer möglich, 2m2 Vorzone mit zu geringem Schrankraum, 4m2 Sanitär, Schiebetür, zu eng für Pflege, kein Schrankraum, Duschnische mit Schwelle, trotzdem gern genutzt, Haltegriff und Duschstuhl. Balkon 4m2 wird trotz Schwelle und damit Unbenutzbarkeit als Positiv empfunden
(Vögelbeobachtung, potentielle Erweiterung des Individualraumes, Mensch-Sein)
Kleine Vorbereiche vor den Zimmern ohne Sitzgelegenheit.
Gemeinschaftsräume auf Station
Flure um die Innenhöfe stellenweise zu eng, aber sehr gut beleuchtet, dunklerer Kreuzungsbereich der "Lemniskate" wird als Rhythmisierung empfunden (Orientierung). Für "Wanderer" als Endlosweg gut nutzbar, sogar die Sackgasse im DG(2.Schleife über Dachterrasse) funktioniert als Umkehrpunkt; Im DG Aufenthaltsraum als abgetrennter Raum, wird nur zu gemeinsamen Veranstaltungen oder zum Essen genutzt. Sonst Aufenthaltsbereiche als Flurerweiterung mit Teeküche stark genutzt. Dachterrasse im DG selbst im Herbst noch stark genutzt (Essen
draußen u.ä), mobile Rampe, um Schwelle zu überwinden, Terrasse mit vielen Nischen und Höhenabstufungen; Sitzplatz vor Aufzug wird gern genutzt (Übersicht über Aufzug, Treppe, umlaufenden Flur), ebenso Aussichtsplatz an der Dachterrasse im DG (Blickbeziehung zum Treppenhaus).
Allgemeine Gemeinschaftsräume
Speiseraum im EG wird von ca. 60% der Bewohner genutzt, Personal ißt mit.; Kapelle/Veranstaltungsraum im EG für Gottesdienste, Feste und Veranstaltungen, wird regelmäßig und ausgiebig genutzt. Bibliothek und Therapieräume im DG werden ständig benutzt.
Personalräume
Stationszimmer ca.7m2 mit Medikamentenschrank hinter Stationsküche (Verteiler-/Teeküche) ca.6m2, für Bewohner zugänglich, Geschirr wird hier gelagert, Umkleideraum mit dahinterliegendem WC/ Dusche ca. 8m2
Funktionsräume
DG: Bad mit fester Wanne und Lifter, wird benutzt; 1 (sonst 2) Ausgußraum in versteckter Ecke, Tür bei Benutzung noch zu schließen, 1 unreiner Arbeitsraum mit Waschmaschine und Trockner, 1 Lagerraum ca. 4m2; Funktionsräume werden als ausreichend angesehen. Im EG bei der Kapelle Aufbahrungsraum für Sterbefälle im DZ
Aktivierung
Einmal pro Woche therapeutische Angebote in speziellen Räumen im DG (Singen, Malen, Plastizieren, Sprachkunst); In regelmäßigen Abständen kulturelle Angebote im Veranstaltungsraum oder auf den Stockwerken, meist durch ehrenamtliche ehemalige Mitarbeiter. Gemeinsame Feste, an denen alle(!), die irgendwie können, teilnehmen. Starkes Engagement der Angehörigen (Spazierengehen, -schieben, auch Pflege!).
Personalbetreuung
Keine Supervision, aber erfahrene Pflegekräfte und Vertrauensmitarbeiter, auch ausgeschiedene als Ansprechpartner, stark ausgeprägte Bereitschaft zum Ansprechen und Lösen betrieblicher und zwischenmenschlicher Probleme bei allen Mitarbeitern
Persönlicher Eindruck
Kein typischer Pflegeheimgeruch, angenehme zwischenmenschliche Atmosphäre in allen Bereichen, auch zwischen Personal und Bewohnern; Unzulänglichkeiten baulicher Art oder in der Ausstattung (kurzzeitig fehlende Einmalhandschuhe o.ä.) werden zwar bemerkt und benannt, haben aber keine Auswirkung auf das Arbeitsklima; Pflegekräfte, auch Teilzeitkräfte kennen ihre "Schützlinge" sehr gut, starkes Engagement bei gutem Arbeitsklima, helle Innenräume, angenehm zurückhaltende Gestaltung, ruhige, wohnliche Ausstrahlung der Zimmer, Keine Außen-, aber
sehr gute Innenorientierung (Innenhöfe), Farbabstufung der Stockwerke etwas zu dezent, dafür gute Orientierung durch verschiedene großformatige Bilder.