Anthroposophische Pflege in der Praxis
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Nikolaus-Cusanus-Haus, Birkach L16
Törlesäckerstr. 9, Stgt-Birkach 0711/4583-0
Architekten Bockemühl + Partner, Ostfildern
Träger Freies Altersheim e.V., Lebensgemeinschaft im Alter,
Baujahr 1990-92
Besuch am 3.01.97 (Führung jeden 1. Freitag im Monat, Frau Schütt, Heimleitung)
Lage
obere Hanglage am Rand eines Wohngebiet s mit Ein- und Mehrfamilienhäusern, Bauernhöfe mit Direktverkauf und Läden in der Nähe, freie Aussicht übers Feld, Garten für Erdgeschoßwohnungen direkt zugänglich, Bushaltestelle 2 min (20 min Hbf), Nähere Umgebung: Universität und Schloß Hohenheim
Betrieb
keine Trennung Wohnen-Pflege, 260 Bewohner in 15 Wohnbereichen auf 7 Ebenen, Einzel- und Doppelappartements 8 Zweibettzimmer (nur 3 voll belegt, keine Nachfrage), Gästezimmer, einige frei finanzierte Appartements als Wohnrecht erwerbbar, eigene Küche für Versorgung von Speisesaal ("Restaurant"), Tagungen und Stationen (Verteilerküche) (Obst/ Gemüse Demeter); z.Zt. hoher Anteil an kaum pflegebedürftigen Bewohnern (Ziel 50%), 80% weiblich, Alter 60 - 95 Jahre, sehr lange Wege (Roller als Abhilfe) durch geringes Pflegeaufkommen und nur 4
Pflegestützpunkte, zukünftig stärkere Auslastung der Pflege zu erwarten (Verschlechterung des Zustands der Bewohner, keine Umzüge vorgesehen) Wartezeiten: Wohnen 3 Jahre, Pflege 6 Monate, keine Bevorzugungen, jedoch Ausschlußgrund Demenz mit Weglauftendenz!
Preise (01/1997): Warmmiete 1441,77 - 1711,60 DM, Pflege 168,50 / 190,70 / 213,91 DM/Tag
Zimmer
einige Einzelappartements 28 - 35 m2, meist Doppelappartements 48 - 64 m2, teils direkt am Innenhof, teils an Stichfluren, alle nach Süd bis West ausgerichtet, EG-Zimmer mit Zugang zum halböffentlichen Wohnhof, sonst Balkon, alle Appartements Vorzone mit Kochnische (im Pflegefall stillgelegt), kein Schrankplatz in der Vorzone, Sanitärzelle mit bodengleicher Dusche, Toilette für Pflege knapp, gestellte Möbel: Pflegebett (Holz) + Nachttisch, frei möblierbar, sonst eigene Möbel, Teppich, Vorhänge, Lampe, Zimmerböden teils Nadelfilz
("Bausünde"), zukünftig Linoleum od. Kork (Flecken, Geruch), Telefon, Kabelanschluß, Notruf (Bett, Toilette, Dusche, Eingang)
Gemeinschaftsräume auf Station
Aufenthalts-/Essraum mit Küche je Wohnbereich ("Flügel"), Flure mit vielfältigen Sitzmöglichkeiten, Flurenden "eingerollt", dadurch Umkehren für Verwirrte leichter, keine Kreuzungen, aufgehängte Wegweiser zur Orientierung
Allgemeine Gemeinschaftsräume
Zentral am Eingang auf Ebene 1 und 2, den Wohnfluren vorgelagert: überdachter Innenhof (Wasserläufe, tropische Pflanzen) mit Durchgang zum Garten, Kapelle ökumenisch, 2 Aufbahrungsräume, Café (verpachtet, Dritten zugänglich), Laden (seit 12/96) 2 x wöchentlich, Frisör, Speisesaal ohne Anmeldung (gerne benutzt fürs Mittagessen), Veranstaltungssaal (bis 400 Personen) mit Bühne, Konferenzräume (werden vermietet), Bibliothek (von Bewohnern verwaltet), Musikräume, Malraum, Plastizierraum
Personal- und Funktionsräume
Je Hauptebene eine Pflegestation (insgesamt 4). Je Station ein Arbeitsraum, insg. 4 Bäder jeweils am Pflegestützpunkt
Aktivierung
Vielfältige kulturelle Aktivitäten im Haus (für Bewohner kostenfrei): Theater, Musik, Tanzvorführungen, Vorträge, Tagungen, Ausstellungen (Ebene 2) in jeweils verschiedenster Ausprägung. Starke Einbeziehung der Öffentlichkeit durch Vielfältigkeit und Niveau der Veranstaltungen, hohes ehrenamtliches Engagement
Persönlicher Eindruck
Bei bleibender Nachfrage Erhaltung der Betriebsstruktur nur durch Auswahl der neuen Bewohner. Kategorische Ablehnung dementer Personen mit Weglauftendenz etwas unverständlich vorm Hintergrund des anthroposophischen Menschenbildes (Zuordnung solcher Personen zu beschützender Pflege); läßt auf eher restriktive Heimleitung schließen.
Selbstdarstellung
"Das Nikolaus-Cusanus-Haus versteht sich als eine Einrichtung, in der das Alter als eigenständiger und bedeutender Lebensabschnitt bewußt und selbstverständlich erlebt werden kann. Gleichzeitig sollen die Bewohner im Laufe ihres Lebens gesammelte Erfahrungen und individuelle Fähigkeiten zum Wohle Aller einbringen können.
Durch das integrative Pflegekonzept des Hauses gibt es keine räumliche Trennung zwischen den Wohnheim- und den Pflegeheimbereichen. damit entfällt sowohl die Notwendigkeit eines Umzuges im Falle einer sich verschlechternden gesundheitlichen Situation, wie auch das Mangelerlebnis des sich gegenseitig nicht mehr Wahrnehmens. Verständnis und liebevolle Zuwendung für den Nächsten wird so zu einer Grundsäule der angestrebten Lebensgemeinschaft im Alter, in der ein vielfältiges geistiges, kulturelles und soziales Leben Raum hat." (aus einem Infoblatt
des Hauses)